Die Bilder sind beeindruckend: Häuser, bei denen nicht nur Dächer abgedeckt, sondern ganze Wände herausgerissen wurden. Eine Scheune wurde gar halbiert. Andere Bauten kippten seitwärts oder stürzten in sich zusammen, nachdem der Orkan in sie gefahren war. Ein Jahrhundertsturm!
Unter dem Titel «Der grausige Föhnsturm vom 4./5. Januar 1919» berichtete der Chronist der Appenzellischen Jahrbücher ausführlich über das Naturereignis. «Brüllend und tobend» habe er sich schon am Vortag angekündigt: «Er rüttelte und schüttelte, was nicht niet- und nagelfest war, verscheuchte den Schlummer, pfiff und heulte, dass es nur so eine Art hatte, und erreichte dann am Sonntag in den Vormittagsstunden seinen Höhepunkt. Grauenhaft hat der wilde Geselle gewütet und seine unheimliche Kraft an Häusern und Ställen mit Erfolg versucht … Obstbäume ohne Zahl fielen ihm zum Opfer, und unbeschreiblich traurig war der Anblick der Wälder, die besonders hart mitgenommen wurden.» Seit dem Föhnsturm im Jahre 1863 habe kein Sturm mehr so gewütet wie derjenige in den ersten Januartagen des Jahres 1919.
Jetzt jährt sich das Ereignis zum hundertsten Mal. Zum zwanzigsten Mal jährt sich Lothar. Vor einem Jahr tobte Burglind, und vor zwei Monaten brauste Vaia durchs Land. Der «grausige Föhnsturm» 1919 trug noch keinen Namen. Wie Lothar, Burglind & Co. ist er aber verzeichnet im Schweizer Sturmarchiv, einer Wissensplattform über Schweizer Tornados, Unwetter und Witterungsextreme, die seit 2007 online ist. Jedes historisch bekannte und neue Ereignis wird dokumentiert mit Wetteraufzeichnungen, Medienartikeln, Einsatz- und Augenzeugenberichten, Fotos und manchmal auch Videos bis hin zu wissenschaftlichen Analysen. Eine Fundgrube!
Abbildung: Postkarten, die das Ausmass der Sturmkatastrophe vom 5. Januar 1919 im Gebiet Grub AR/SG – Eggersriet zeigen. >
Autorin: Heidi Eisenhut, Rehetobel
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